7. Unsichtbare Veränderungen - Die Erkenntnis in der Kunsttherapie
- Andy

- 21. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Veränderung ist oft leise. Sie passiert nicht in großen Gesten oder dramatischen Wendepunkten, sondern in den kleinen Momenten, die man fast übersehen würde.
Nach meinem emotionalen Durchbruch am 06.08. konnte ich keine direkte Veränderung spüren. Kein plötzlicher Aha-Moment, kein befreiendes Gefühl, das mich durch den Tag trug. Ich lebte weiter wie bisher – bis mir in der Kunsttherapie etwas auffiel.
Ich hatte ein Blumenbild gemalt.

Nicht besonders groß, nicht besonders detailliert, nicht besonders schön. Und ich war schnell fertig. Zu schnell.
Ich schaute mich um. Andere vertieften sich in ihre Bilder, überlegten, veränderten, fügten Details hinzu. Doch ich hatte bereits die Farben zur Seite gelegt, das Werk „abgeschlossen“. Genau so, wie ich es immer tat – schnell erledigen, abhaken, weitermachen.
Plötzlich sah ich dieses Muster überall:
Mein Radfahren um den Chiemsee – nur auf Leistung und Zeit fokussiert.
Meine Arbeit – immer effizient, niemals zu lange verweilen.
Alltägliche Aufgaben – ohne Pause, ohne unnötige Verzögerung.
Ich war jemand, der Dinge beendete, bevor sie sich entfalten konnten. Nicht weil ich es wollte – sondern weil ich es gewohnt war. Weil es sicher war.
Aber in diesem Moment in der Kunsttherapie wurde mir klar: Ich hatte nie wirklich zugelassen, mich auf etwas einzulassen.
Nicht auf eine Aufgabe.
Nicht auf eine Umgebung.
Nicht auf einen Gedanken.
Nicht auf andere Personen.
Nicht auf mich selbst.
Ich hatte mein Blumenbild beendet. Aber was wäre, wenn ich mir erlauben würde, es weiterzuführen?
Nach meiner Erkenntnis in der Kunsttherapie wusste ich, dass ich immer alles schnell erledigte – ein Muster, das sich durch mein ganzes Leben zog. Doch Erkenntnis allein verändert noch nichts. Ich musste es ausprobieren, musste erleben, wie es sich anfühlt, nicht zu rennen, sondern zu bleiben.
Eine erste Übung war die Verabredung und das Radfahren mit Klaus. Nicht als Leistung, nicht als Wettbewerb, sondern einfach als Begegnung und gemütlicher Bewegung – ganz ohne meine innere Hektik. Wir fuhren am See entlang, kehrten mehrmals ein um etwas zu trinken und zu reden. Und was soll ich sagen? Es war richtig schön.
Zum ersten Mal seit langer Zeit spürte ich, dass Entschleunigung nichts mit Stillstand zu tun hat. Ich konnte mich bewegen, konnte aktiv sein – aber ohne Druck, ohne das ständige Ziehen nach „schneller, effizienter, besser“.
Es war eine kleine, aber kraftvolle Erfahrung. Vielleicht war genau das der erste Schritt, um wirklich anzukommen.




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