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12. Rückblick – Was bleibt aus dieser Zeit?

  • Autorenbild: Andy
    Andy
  • 21. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Es gibt Momente im Leben, in denen man glaubt, stillzustehen. Als würde die Welt sich weiterdrehen, als würden andere lachen, lieben, leben – doch man selbst bleibt zurück, eingefroren in einer Schwere, die sich nicht erklären lässt.


So betrat ich die Klinik. Mit der Ungeduld und der Hoffnung auf eine schnelle Heilung – und mit stillen, drängenden Fragen: Was, wenn ich nie wirklich ankomme? Was, wenn sich nichts verändert und alles so bleibt wie bisher?


Ich wusste, dass ich funktionierte. Dass ich Dinge tat, weil sie getan werden mussten. Dass ich weiterlief, ohne zu wissen, wohin. Und doch spürte ich irgendwo tief in mir, dass es nicht so bleiben durfte.


Die ersten Tage vergingen, ohne große Erkenntnisse. Ich wartete. Auf Veränderung. Auf Erleichterung. Doch sie kam nicht über Nacht. Sie kam leise, in kleinen Wellen, in scheinbar unbedeutenden Momenten.


Ein Blumenbild in der Kunsttherapie – viel zu schnell fertiggestellt, wie alles in meinem Leben.

Eine Radtour mit Klaus – zum ersten Mal ohne inneren Druck.

Ein Satz eines Co-Therapeuten – „Treffen Sie eine Entscheidung.“


Diese Worte hielten mir einen Spiegel vor. Mein Leben lang hatte ich „es versucht“, mich hinter meinen eigenen Zweifeln versteckt, mir immer eine Hintertür offengehalten. Aber diesmal nicht.


Diesmal gab es kein „Ich werde es versuchen.“ .

Diesmal gab es eine bewusste Entscheidung.

Und dann kamen die Begegnungen. Meine Chiemsee Connection – Kerstin, Sylvie, Dorit und Klaus. Vier Menschen, die mir zeigten, dass Verbindung heilt. Dass Gespräche nicht nur Worte sind, sondern Brücken. Dass man sich einlassen muss, um wirklich da zu sein.


Ein grippaler Infekt erwischte mich – so entstand eine Pause, die mich zwang, einfach zu sein. Ohne Kampf, ohne Druck. Und aus dieser Stille entstand ein Wunsch, klarer als jeder Plan:


Ich will wieder lachen. Ich will wieder Teil des Lebens sein.


Als die Entlassung näher rückte, kam die Angst. Die Unsicherheit. Die Frage, ob ich es schaffen würde, ob ich mich nicht wieder in alte Muster verlaufen würde. Aber etwas hatte sich verändert. Nicht alles war klar, nicht alles war leicht – aber ich hatte mich entschieden.


Nicht für Perfektion. Nicht für ein fehlerfreies Leben. Sondern für mich. Ich verlasse die Klinik nicht als jemand, der alles gelöst hat. Aber ich verlasse sie als jemand, der bereit ist, wirklich zu leben.


Und vielleicht, genau hier, beginnt wirkliche Heilung.

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